Der Kanton St. Gallen nimmt im deutschsprachigen Raum eine Pionierrolle bei der Entwicklung standardisierter Tests ein. Mit dem Testsystem Klassencockpit begann vor bald zwanzig Jahren eine Erfolgsgeschichte. Mit den Lernfördersystemen Lernlupe und Lernpass plus steht nun die individuelle Förderung im Fokus.
Vor bald zwanzig Jahren beschloss der Bildungsrat St.Gallen die Entwicklung des ersten standardisierten Testsystems Klassencockpit. Grund dafür war der erste stufenorientierte Lehrplan in St. Gallen. Mit Klassencockpit setzten die Lehrpersonen erstmals eine Orientierungshilfe ein, die einen objektivierten Blick auf die Klasse erlaubt und das förderorientierte Handeln im Unterricht unterstützt.
Etabliert bei den meisten Deutschweizer Kantonen
Ein paar Jahre später folgte Stellwerk als Antwort auf die aufkommenden Eignungstests an der Nahtstelle zur Berufswelt. Am Computer machen Schülerinnen und Schüler in der Mitte des achten Schuljahrs eine schulische Standortbestimmung. Das adaptive Testsystem passt sich den Fähigkeiten der Lernenden an und weist ihnen in einem Profil ihre schulischen Kernkompetenzen aus. Da sich das Testsystem weder am Schultyp noch an der Kantonszugehörigkeit orientiert, können die ausgewiesenen Leistungen erstmals auch interkantonal verglichen werden. Stellwerk wurde innert kurzer Zeit in den meisten Deutschschweizer Kantonen eingesetzt und etablierte sich als schulische Standortbestimmung an der Oberstufe. Zur grossen Akzeptanz trugen die Übungsplattform Lernareal und die Orientierungshilfe Jobskills für den Profilvergleich mit Lehrberufen bei, mit denen Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler bei der individuellen Förderplanung unterstützt wurden. Erstmals in Kooperation mit dem Lehrmittelverlag Zürich wurde Lernpass entwickelt, die Basis für die Lernfördersysteme Lernlupe und Lernpass plus gesetzt: Lernen wird sichtbar gemacht.
Von den Testsystemen zu den Lernfördersystemen
Bei den Lernfördersystemen Lernlupe (2. Zyklus) und Lernpass plus (3. Zyklus) steht die individuelle Förderung im Fokus. Über einen Zyklus hinweg wird der Lernfortschritt sichtbar und die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler werden in Niveaus auf einer Werteskala ausgewiesen. Die Lehrperson wird bei der individuellen Förderung vom Lernfördersystem direkt unterstützt, indem nach Orientierungstests individuelle Aufgabensets zusammengestellt werden. Die Intensität der Nutzung bestimmt die Lehrperson. So kann sie auch selbst Übungen oder Prüfungen zusammenstellen oder die Schülerinnen und Schüler mit dem Planungstool beim eigenständigen Lernen fordern. Lernnavi für die Mittelschule/Gymnasium ist in der Entwicklungsphase und steht vor der Pilotierung.